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Armut und Hauswirtschaftliche Beratung

Armut hat viele Facetten. Begriffe wie bekämpfte Armut, relative Armut, verdeckte Armut, Einkommensarmut, Energiearmut, Bildungsarmut, Altersarmut versuchen zu beschreiben, was es bedeutet, arm zu sein oder unterhalb des Existenzminimums zu leben und zu wirtschaften.

Im Münchner Armutsbericht 2022 heißt es:
„Besonders von Armut betroffen sind Alleinerziehende und Familien mit drei und mehr Kindern, Menschen mit Behinderung und chronischen Erkrankungen. Angestiegen ist auch die Zahl der älteren Menschen, die in Armut leben. In Zahlen ausgedrückt: 17 % der Münchner*innen sind von Einkommensarmut betroffen, das entspricht ca. 266.000 Personen.“ 

Wesentliche Ursachen für Armut sind Arbeitslosigkeit, Trennung und Scheidung, prekäre Beschäftigungsverhältnisse und die daraus resultierenden niedrigen Renten. Dazu kommt:
Wenn für die Betroffenen ein Anspruch auf Bürgergeld, Kinderzuschlag und Wohngeld besteht, sind sie häufig überfordert. Die Komplexität der Antragstellungen löst vielfach Ohnmachtsgefühle aus. Das Gefühl, wertlos zu sein, ist meist sehr stark ausgeprägt. Personen mit und ohne Migrationshintergrund, die auf Grund von Verständnisproblemen nicht in der Lage sind, die ihnen zustehenden Sozialleistungen zu beantragen, sind dadurch von existentieller Armut bedroht.

Armut erschöpft sich nicht nur in finanzieller Armut. „Arm sein“ führt auch zu weiteren gravierenden Benachteiligungen bis hin zu mangelnder Teilhabe und Isolation. Viele Bürgerinnen und Bürger sind von Aktivitäten ausgeschlossen, die für andere selbstverständlich sind wie Kino, Ausflüge, Mobilität. Armut bedeutet oft schlechte Wohnverhältnisse, viel zu kleine und feuchte Wohnungen und eine unzureichende Gesundheitsversorgung. Die Summe dieser Erfahrungen führt auch dazu, dass physische, psychische und psychosomatische Erkrankungen häufiger auftreten als bei Personen, die nicht von Armut betroffen sind.

Diese zusätzlichen Belastungen sind auch eine große Herausforderung für die Tätigkeit der Ehrenamtlichen. 
Die HWB unterstützt die Betroffenen dabei, eine Verbesserung der Lebenssituation zu erreichen. Sie setzt an der Lebenswelt der Ratsuchenden an.

Mit dem Ansatz von „Bürger*innen zu Bürger*innen“ arbeiten die Ehrenamtlichen durch praktische Alltagsbegleitung vor Ort im Haushalt der Betroffenen über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren und tragen somit zu einer Stabilisierung des Haushalts bei. 

Ein erster Schritt der „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist in der Regel die Unterstützung und Erläuterung bei Antragsstellungen von existenzsichernden Transfer- und Zusatzleistungen. Es folgen eine Sortierung der Unterlagen, Hilfe bei schriftlichen Angelegenheiten, Erstellung einer Schuldenübersicht und Schaffen eines Überblicks über Einnahmen und Ausgaben.

Die Ehrenamtlichen vermitteln auch wertvolles Wissen über kostenfreie und kostengünstige soziale und kulturelle Teilhabemöglichkeiten. 

Diese ganzheitliche ehrenamtliche Begleitung trägt wesentlich zur Armutsbekämpfung der Münchner Bürgerinnen und Bürger bei.

Christa Kaindl, Sozialpädagogische Leitung HWB
Landeshauptstadt München, Sozialreferat, Amt für Soziale Sicherung, Schuldner- und Insolvenzberatung

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