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Hauswirtschaft – im Sinne der Ökonomie

Seit Jahren plädieren viele für eine Umbenennung der Einrichtung „HausWirtschaftliche Beratung für verschuldete Haushalte durch Ehrenamtliche“ (HWB). Sie stören sich an dem Begriff „Hauswirtschaft“. Die Mehrheit verbindet damit ausschließlich praktische Tätigkeiten im Haushalt wie „Kochen, Putzen, Waschen“. Wie wird der Begriff „Hauswirtschaft“ im Rahmen des Beratungsauftrags der HWB definiert und hat die Bezeichnung „HausWirtschaftliche Beratung“ nicht doch ihre Berechtigung? Ein Blick in die „Haushaltsökonomie“ kann helfen.

Jeder und jede von uns lebt in einem Haushalt und weiß, dass die Alltagsorganisation, je nach Anzahl der Haushaltsmitglieder, sehr herausfordernd ist. Jedes Haushaltsmitglied hat unterschiedliche Wünsche, Ziele, Vorstellungen, bringt sich ein und will seine Bedürfnisse erfüllt sehen. Doch die Handlungsspielräume sind begrenzt, nicht zuletzt in Abhängigkeit der zur Verfügung stehenden Ressource „Geld“. Viele Familien müssen sich immer wieder die Frage stellen, was können wir uns überhaupt leisten? Dies macht deutlich, dass auch ein privater Haushalt wirtschaften muss wie ein kleines Unternehmen. Ökonomisches Denken ist angesagt, v.a. angesichts eines unüberschaubaren Warenangebots und komplexer Zahlungsvorgänge z. B. bei Onlinekäufen. Was hilft dabei dem Haushalt, die für ihn richtigen Konsumentscheidungen zu treffen? 

Die Haushaltsmitglieder selbst bestimmen, wie sie leben wollen und wofür sie ihr Geld ausgeben, je nach persönlichen Wertvorstellungen und Neigungen. Dabei spielen oft Beziehungsaspekte und viele Emotionen eine Rolle. Schon aus diesem Grund ist eine aktive Auseinandersetzung mit dem zur Verfügung stehenden Budget unumgänglich. Das Finanzmanagement im Privathaushalt verläuft daher selten nach rein ökonomischen Prinzipien unter Berücksichtigung der begrenzenden Faktoren „Zeit und Geld“.

Lebt ein Haushalt längere Zeit über seine Verhältnisse, gerät er in finanzielle Schwierigkeiten. Er ist mit seinen finanziellen Verpflichtungen überfordert, verliert den Überblick und wird handlungsunfähig. Hier ist Hilfe von außen gefragt. Die „HausWirtschaftliche Beratung“ bietet in solchen Situationen den notleidenden Haushalten Orientierung, Korrektur, Neuausrichtung und Stabilisierung. Ziel ist es, die Betroffenen aus ihrer finanziellen Schieflage zurück in ein finanzielles Gleichgewicht zu bringen. Sie sollen befähigt werden, langfristig wieder mit ihrem Einkommen auszukommen. 

Die HWB folgt in ihrem Handeln letztlich dem Prinzip einer hauswirtschaftlichen Budgetplanung: 
Zunächst muss ein Überblick über die finanzielle Situation im Haushalt erstellt werden. Mit Hilfe eines Haushaltsplans, der Haushaltsbuchführung und einer Gläubigerliste werden Einnahmen, Ausgaben und Schulden erfasst. Unter Berücksichtigung der jeweils individuellen Lebensentwürfe der einzelnen Haushaltsmitglieder sind die Haushaltsfinanzen zu beurteilen. Gemeinsam werden Möglichkeiten für eine Erhöhung der Einnahmen und Reduzierung der Ausgaben gesucht. Der Haushalt wird begleitet, in kleinen Schritten die ökonomischen Empfehlungen im Alltag umzusetzen. 

Gutes „Wirtschaften im Haushalt“ hat eine große Bedeutung für die Lebensqualität jedes Menschen. „Haus-Wirtschaft“ beschreibt einen komplexen Vorgang, der über die praktische Hausarbeit hinausreicht, aber im Beziehungsgeflecht Familie viel schwieriger zu fassen ist als eine bloße Finanz- und Wirtschaftsplanung. 

Dr. Waltraud Kustermann, Haushaltsökonomische und Organisatorische Leitung HWB
Verein für Fraueninteressen e.V.

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