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Altersarmut und Überforderung im Alltag

Seit Juli 2011 bin ich ehrenamtlich bei der HausWirtschaftlichen Beratung tätig. In dieser Zeit machte ich sehr unterschiedliche Erfahrungen und betreute Klientinnen und Klienten aus den verschiedensten Kulturen und mit den vielfältigsten Problemstellungen.

Eine von mir betreute Familie kam aus dem Irak. Das Ehepaar hatte drei Kinder, ein Kind im Kindergartenalter und zwei Kinder besuchten die Realschule. Der Mann war als „Logistiker“ in Vollzeit in einer Zeitarbeitsfirma tätig. Der Vater sprach sehr gut Deutsch, die Mutter hatte geringe Sprachkenntnisse und kümmerte sich um den Haushalt und die Kinder. Die Familie erhielt Wohngeld und Kinderzuschlag.

Meine Tätigkeit dort bestand in erster Linie in der Mithilfe bei fristgerechten Antragstellungen, Überprüfung der dazu notwendigen Unterlagen, Beratung zu Schulkosten/Schulwegfreiheit, KITA-Gebühren, Versicherungen, Mobilfunkverträgen und Bußgeldern. Auch unterstützte ich die Familie bei der Sicherstellung von Daueraufträgen, Kontakt zu Ämtern, Suche eines Kindergartenplatzes (digitale Anmeldung) und bei Bewerbungsschreiben. 

Im Laufe der Zeit verbesserten sich die sprachlichen Möglichkeiten der Frau deutlich und sie übernahm einzelne Aufgaben bei den Haushaltsfinanzen.

Große finanzielle Probleme traten erneut auf, als der Vater mit einer Änderung seines Arbeitsvertrags konfrontiert war: Die Zulieferfirma hatte der Zeitarbeitsfirma, bei der Herr W. angestellt war, gekündigt und sich eine andere gesucht. Dies hatte zur Folge, dass auch Herrn W. gekündigt wurde, was leicht möglich war, da er sich noch in der Probezeit befand.

Da die Familie – nun ohne Einkommen – einen Antrag auf SGB II Leistungen stellen musste, wurde dies vom Jobcenter an die Wohngeldstelle gemeldet, die unverzüglich die Wohngeldzahlungen eingestellt hat. Da Herr W. auf Grund seiner Hartnäckigkeit kurz darauf von der neuen Zeitarbeitsfirma angestellt wurde und rückwirkend noch eine Urlaubsgeldzahlung erhalten hatte, wurden die Leistungen aus dem SGB II sofort wieder eingestellt.

Es begann ein fast nicht mehr zu durchschauendes Chaos bei der Beantragung der Gelder, da die Wohngeldstelle wieder zuständig wurde, die Bearbeitungszeit und demzufolge auch die Zahlungen aber Monate dauerten. 

Der Wechsel von Arbeit zu SGB II Leistungen und auch wieder zurück stellt sehr häufig große Herausforderungen an die Haushalte. Die Komplexität dieser Vorgänge überfordert nicht nur viele Haushalte, sondern ist in der Umsetzung auch sehr zeitintensiv. 

Ohne meine Unterstützung und die Aufklärung des Sachverhaltes wäre es der Familie nicht gelungen, ihnen zustehende Transferleistungen zu erhalten. 

Ein Beitrag von Sabine Ahlefeld, Ehrenamtliche seit 2011

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